Am Abend des 23. April im Jahre des Herrn 2025 legte ein düsterer Dreimaster mit wehenden Bannern und feuriger Fracht in der Frankfurter Festhalle an – sein Name: Ghost. Und wehe dem Landratten, der nicht an Bord kam, denn was sich dort zutrug, war nichts Geringeres als ein musikalischer Beutezug, wie ihn selbst die rauesten Seebären selten erlebt haben.
Der Anker fällt: Ein Sturm zieht auf
Kurz vor der achten Stunde, als der Mond sich noch zierte, überzog ein geheimnisvolles Raunen das Deck – oder besser: den Konzertsaal. Dann plötzlich: Nebelschwaden krochen über die Bühne wie Flutwellen über morsches Holz, und das erste Stück, Peacefield, erhob sich wie eine Totenglocke über die Massen. Noch ehe das Publikum sich sammeln konnte, riss Lachryma das Ruder herum und schickte die Festhalle auf eine emotionale Kreuzfahrt in stürmische Gewässer.
Captain Tobias Forge, in Gestalt seines neusten Avatars Papa Emeritus V, führte seine Mannschaft aus Nameless Ghouls mit einer Mischung aus sakraler Theatralik und seefahrerischer Strenge – ein Kommandant, dessen bloße Geste genügte, um Tausende in Ekstase zu versetzen. Die Bühne? Eine Kanzel der Verdammnis, geschmückt mit Kirchenfenstern, zerbrochenen Ikonen und einem düsteren Leuchtturm aus Licht und Klang.
Das Kielwasser des Wahnsinns
Als Spirit erklang, war die Mannschaft bereits in voller Fahrt. Die Ghouls – maskiert, gesichtslos, doch keinesfalls namenlos im Können – rissen an ihren Instrumenten, als wollten sie den Teufel selbst heraufbeschwören. Und siehe da – mit Faith schickte sich genau das an. Die Tiefe des Basses ließ die Planken vibrieren, während das Publikum wie ein entfesselter Hexenzirkel mitging. Majesty trug eine gewisse Hoheit in sich, ein donnerndes Ritual, das über den Wellen thronte wie ein Flaggschiff. Doch es war The Future Is a Foreign Land, das wie ein sirenenhafter Gesang in neue Gewässer lockte – unbekannt, aber verführerisch. Und dann, Devil Church – ein Interludium, wie ein Gebet an Poseidon selbst, bevor Cirice die Herzen der Anwesenden plünderte und die Seelen in die Netze zog.
Zwischen dunkler Liebe und lichtloser See
Mit Darkness at the Heart of My Love riss ein bittersüßes Liebeslied die Segel entzwei, gefolgt vom wuchtigen Satanized, das in die Tiefe schlug wie eine Kanonenkugel. Der alte Seemannshymnus Ritual, ein Klassiker unter Geisterflagge, schallte durch die Hallen wie ein Kriegslied. Und dann – Stille. Nur Umbra, ein geisterhaftes Zwischenspiel, schlich sich wie eine Nebelgestalt über die Bühne.
Doch das war nur die Ruhe vor dem Sturm. Mit Year Zero brach die Hölle los – ein chorales Inferno, das mit jedem „Belial! Behemoth!“ wie eine Meuterei wirkte. He Is hingegen war der ruhige Hafen inmitten des Chaos, ein Moment, in dem die Crew inne hielt und ihre Flagge küsste.
Ein Tanz mit dem Leviathan
Doch der Frieden währte nicht lang. Rats jagte wie die hungrige Meute durch das Publikum, gefolgt vom psychedelischen Kiss the Go-Goat – ein Schiffstanz mit dem Ziegenbock auf dem Vordeck. Und Mummy Dust? Ein Donnerhagel aus Goldstaub und Growls, der die Schatzkisten der Verdammnis öffnete. Das reguläre Set endete mit dem kolossalen Monstrance Clock, einem Crescendo, das wie eine Meeresglocke den Untergang einer ganzen Flotte einläutete.
Der Dreizack der Zugabe
Doch kaum war der letzte Akkord verklungen, kehrte das Geisterschiff zurück wie aus der Tiefe erhoben. Die Zugabe: ein Dreizack in der Hand der Verdammten. Mary on a Cross trieb wie ein geisterhaftes Floß durch die Menge, ein verführerischer Gesang, bei dem kein Herz unberührt blieb. Dann, Dance Macabre – ein Totentanz auf den Planken, als würde das Deck selbst lodern. Und schließlich, der finale Schlag: Square Hammer. Ein letzter, donnernder Kanonenschuss aus Musik und Macht, der die Festhalle erzittern ließ wie ein sinkendes Handelsschiff unter Piratenbeschuss.
Ghost haben es wieder getan – und diesmal war es kein bloßer Raubzug, sondern ein musikalisches Entern mit Seele und Stil. Jeder Song war ein Stück auf der Schatzkarte, jeder Akkord ein Schritt näher zur verborgenen Insel der Ekstase. Wer an diesem Abend das Deck der Festhalle betrat, verließ es nicht als der gleiche Mensch. Nein, er verließ es als Teil der Crew – verflucht vielleicht, aber für immer gezeichnet vom Bann des Kapitäns. Ein Hoch auf den düsteren Kurs, auf das Schiff namens Ghost – und auf alle, die mitsegelten.
Arrr!