Moin Moin Freunde der lauten Töne,
stellt euch vor, ihr steht mitten in einer verrauchten Hafenbar, das Bier schäumt über, der Boden klebt – und aus der Jukebox knallt euch Lemmys unverkennbares „We are Motörhead and we play Rock’n’Roll!“ entgegen. Doch diesmal kommt der Sound nicht von den alten Haudegen selbst, sondern von vierzehn Punkbands, die gemeinsam den Spirit dieser Legende feiern. Mit „Killed by Deaf – A Punk Tribute to Motörhead“, das am 31. Oktober 2025 erscheint, bekommt Lemmys Vermächtnis ein neues, wildes Leben eingehaucht – rau, dreckig und genau so laut, wie es sich gehört.

Vom Chaos zum Kult

Motörhead – die einzige Band, die je gleichzeitig Metalheads, Punks und Rock’n’Roller an einen Tisch brachte, um das gleiche Bierfass zu leeren. Lemmy war immer der Kitt zwischen den Szenen: zu schnell für die Metaller, zu hart für die Rocker und zu gefährlich für die Punks – und trotzdem von allen gleichermaßen geliebt. Genau diesen ungezähmten Geist greift „Killed by Deaf“ auf. Vierzehn Bands aus der ganzen Welt haben sich zusammengefunden, um ihre Version dessen zu liefern, was Motörhead für sie bedeutet. Das Ergebnis: ein rotziger, ehrlicher Tribut, der mehr ist als nur ein Coveralbum – es ist eine Verneigung mit Mittelfinger und Herz.

Schon der Opener „Ace of Spades“ von Pennywise lässt keinen Zweifel: Hier wird nicht kopiert, hier wird zelebriert. Der Song behält seine Wucht, bekommt aber das typische Pennywise-Punk-Feuer verpasst – rauer Gesang, schnelle Drums, alles sitzt. Rancid legen mit „Sex & Death“ nach, und Tim Armstrongs Reibeisenstimme passt so perfekt zu Lemmys Geist, dass man fast glaubt, die beiden hätten sich im Jenseits abgestimmt. The Bronx hauen mit „Over The Top“ eine Version raus, die klingt, als hätte jemand Benzin in den Verstärker gegossen, während Lagwagon mit „Rock ’n’ Roll“ einen Spagat zwischen Nostalgie und High-Speed-Punk hinlegen.

Dann kommt FEAR mit „The Chase Is Better Than The Catch“ – roh, ungeschliffen, ein bisschen gefährlich, wie eine Kneipenschlägerei um Mitternacht. GBH wiederum machen „Bomber“ zu einer echten Abrissbirne, während Murphy’s Law in „Stay Clean“ ihre typisch chaotische Energie versprühen. Slaughterhouse steuern mit „Love Me Like A Reptile“ eine dreckige, sexy Version bei, die Lemmy wahrscheinlich mit einem breiten Grinsen abgenickt hätte.

Vom Underground zur Legende

Doch der wahre Schatz liegt im Abschluss dieses Albums. Motörhead & The Damned schließen den Reigen mit „Neat, Neat, Neat“, einer bisher unveröffentlichten Kollaboration aus dem Jahr 2002. Hier trifft Lemmys unverkennbare Bassgewalt auf die rotzige Energie von The Damned – eine Zeitkapsel, ein letzter Toast auf eine Ära, die nie wirklich vergangen ist.

Der Rest des Line-ups liest sich wie ein Who-is-Who des Punk-Untergrunds: The Casualties prügeln sich mit „The Hammer“ durch die Lautsprecher, Anti-Nowhere League machen aus „Born To Raise Hell“ ein anarchisches Statement, Love Canal hauchen „Voices In The Sky“ Leben ein, während Wisdom In Chains mit „Iron Fist“ den perfekten Soundtrack zum Abriss alter Hafenmauern liefern. Soldiers of Destruction beschließen das Chaos mit „Overkill“ – laut, unbändig, kompromisslos.

Der ewige Geist von Lemmy

„Killed by Deaf“ ist keine glattgebügelte Tribute-Platte – es ist Dreck, Blut und Whiskey in Musikform. Hier wird nicht mit Studioglanz poliert, hier wird gefeiert, was Lemmy selbst zeitlebens verkörperte: Authentizität. Die Punkbands machen keine Gedenkminute, sie zünden eine Flasche Benzin an und schreien „Cheers, Lemmy!“ in die Nacht.

Man hört, wie sehr diese Songs im kollektiven Gedächtnis verwurzelt sind – jede Band bringt ihre eigene DNA ein, ohne den Ursprung zu verraten. Das Ergebnis ist ein wilder Ritt durch Jahrzehnte Musikgeschichte, irgendwo zwischen Subkultur, Rebellion und purer Leidenschaft.

Fazit

„Killed by Deaf – A Punk Tribute to Motörhead“ ist kein Album für Feingeister, sondern für alle, die wissen, dass Rock’n’Roll nur dann echt ist, wenn er ein bisschen weh tut. Es ist roh, laut und ehrlich – genauso, wie es sein soll. Ein ehrwürdiger und zugleich rotziger Tribut an Lemmy und seine unsterbliche Energie. Dafür gibt’s satte 5 von 6 Schädeln – Prost, Lemmy, wo auch immer du gerade deinen Drink hebst.

Tracklisting:
01 Pennywise – Ace Of Spades
02 Rancid – Sex & Death
03 The Bronx – Over The Top
04 Lagwagon – Rock ‘N’ Roll
05 FEAR – The Chase Is Better Than The Catch
06 GBH – Bomber
07 Murphy’s Law – Stay Clean
08 Slaughterhouse – Love Me Like A Reptile
09 The Casualties – The Hammer
10 Anti-Nowhere League – Born To Raise Hell
11 Love Canal – Voices In The Sky
12 Soldiers Of Destruction – Overkill
13 Wisdom In Chains – Iron Fist
14 Motörhead & The Damned – Neat, Neat, Neat