Im Skispringen werden noch Märchen war, denn vor der Rekordkulisse für das Frauen-Skispringen mit 23.500 Zuschauern rockte Katharina Althaus die Mühlenkopfschanze. Mit einem fabulösen Flug und persönlicher Bestleistung von 149,5 m im Finale sprang Katharina Althaus noch von Platz drei, 133 m im ersten Durchgang, auf eins und gewann nach Titisee-Neustadt und Hinterzarten auch ihren dritten Heimweltcup in diesem Winter. Bei ihrem insgesamt 13. Weltcupsieg verwies die Oberstdorferin die Slowenin Ema Klinec (256,3) und die Japanerin Sara Takanashi (245,7) mit 264,4 Punkten auf die Podestplätze. Der Jubel bei den deutschen Skispringerinnen und den vielen tausend Fans an der Schanze kannte keine Grenzen mehr. „Richtig nice“ war das neue Wort an der größten Großschanze der Welt, im Sauerländischen Willingen. Die weltbesten Skispringerinnen waren Mega begeistert von der Anlage und dem Ganzen drumherum und flogen in Sphären wie nie zuvor.
Die japanische Weitenjägerin Yuki Ito war besonders gut aufgelegt, denn nachdem Timi Zajc im Training auf sagenhafte 161,5 Meter sprang, sagte sie scherzhaft, dass sie noch einen halben Meter weiterfliegen möchte (Greets from Outa Space). Allerdings gelang ihr das nicht ganz. Doch auch sie flog wie von Flügeln getragen weit hinunter und landete mit 141 Metern im zweiten Druchgang auf Rang drei.
Aber auch die anderen deutschen Weitenjägerinnen konnten ordentliche Sprünge landen. Selina Freitag kam mit 132,5 und 126 m angefeuert von ihrem Bruder Richard im Publikum auf Platz sieben. Weltcup-Punkte gab es auch für Luisa Görlich (15.), Anna Rupprecht (20.), Juliane Seyfarth (23.) und Pauline Hessler (24.). Bundestrainer Maximilian Mechler war zufrieden mit seinen Schützlingen. Ob Althaus, die weiter Boden im Gesamtweltcup gegenüber der Österreicherin Eva Pinkelnig (10.) gut machen konnte, noch im Gesamt-Weltcup angreifen wird, ließ er offen. „Wir denken von Wettkampf zu Wettkampf.“ Ein bisschen Feiern aber war nach diesem Sieg vor der nächsten Chance am Sonntag auf der Großschanze aber sicherlich angesagt.
Stimmen von der Pressekonferenz
Katharina Althaus: „Es ist einfach irre, hier zu springen. Im zweiten Durchgang saß ich da oben, habe die Fans gehört, die Atmosphäre. Es macht unheimlich viel Spaß. Und wenn dann natürlich noch die Sprünge so laufen, ist das einfach Mega.“
Ema Klinec: „Ich bin sehr zufrieden mit beiden Sprüngen heute. Katharina hat einen sehr guten Job gemacht, sie hatte ja auch noch Pech beim ersten Sprung. Ich bin sehr zufrieden, weil ich mich verbessert habe. In Hinterzarten habe ich noch einen kleinen Fehler gemacht, hier nicht mehr. In Willingen zu springen, das ist fast wie Skifliegen.“
Sara Takanashi: „Es war das erste Mal, dass ich hier gesprungen bin und ich habe das sehr genossen. Ich bin froh über meinen Podestplatz. Unser ganzes Team freut sich, dass wir hier sind. Es war wunderschön vor so viel Publikum zu springen. Katharina war ja am Ende vor mir dran, ich habe das laute Publikum gehört, das sie gefeiert hat. Dann war ich dran. Das war ein großartiges Gefühl.“
Der Wind war nicht ganz mit den deutschen Springern im Weltcup an der Mühlenkopfschanze. Den besten Sprung landete am Ende Norwegens Springer-König Halvor Engar Granerud (296,3) der mit seinem achten Weltcupsieg in diesem Winter und dem schon 21. Insgesamt. Wie im Vorjahr sprang der Norweger allen davon und sicherte sich das Willingen Double. Im Weltcup baute er seine Führung somit weiter aus. Hinter dem Slowenen Anze Lanisek (293,9) kehrte auch der Pole Dawid Kubacki wieder auf das Podest zurück.
Die DSV-Adler, die in der Qualifikation mit einem Doppelsieg von Karl Eisenbichler vor Karl Geiger und Rang acht von Lokalmatador Stephan Leyhe hatten aufhorchen lassen, brachten mit Karl Geiger (137/135,5 m/264,0), Philipp Raimund (142,5+130/255,7) und Andreas Wellinger (132+132,5/255,4) auf den Plätzen fünf, neun und zehn drei Springer unter die Top Ten. Mit Stephan Leyhe (14./137+127,5), Constantin Schmid (15./133+127,5) und Markus Eisenbichler (17./127+134) folgte ein weiteres Trio unter den besten 20.
Die Top Ten vervollständigten Poln Piotr Zyla (4.), Japans Ryoyu Kobayashi (6.), Norwegens Johann Andre Forfang (7.) und Österreichs Stefan Kraft (8.). „Toller Sport, toller Tag, tolle Kulisse“, kommentierte der frühere Bundestrainer Werner Schuster das Geschehen bei „Eurosport“. Besonders im ersten Durchgang gab es durch Lanisek (150 m), Granerud (149,5) mit kürzerem Anlauf, Kubacki (147 m) tolle Weiten.
Die DSV-Adler und die Polen erlebten an der Mühlenkopfschanze nach zwei Weltcups ohne Publikum ein echtes Heimspiel. Auch alle anderen Springer, besonders aber der Slowene Timi Zajc (12.) nach seinem vieldiskutierten 161,5 m-Crash wurden begeistert gefeiert, der 135 und 131 m weit sprang. Das „deutsche Zakopane“ hat seinen Ruf als Kult-Weltcup einmal mehr unterstrichen.
Stimmen Pressekonferenz der Herren
Halvor Egner Granerud: „Meine Eltern bringen mir diese Saison Glück, auch hier in Willingen. Sie haben vier Wettkämpfe gesehen und ich habe alle vier gewonnen. Es auch war sehr schön zu sehen, dass das Publikum heute schon früh da war und viele Zuschauer den Frauen-Wettbewerb gesehen haben. Es war insgesamt einfach ein toller Tag. Glückwunsch auch an Anze. Denn meine Sprünge heute fühlten sich wirklich gut an. Ich war ein bisschen überrascht, dass ich nur mit 2,4 Punkten Vorsprung gewonnen habe – wenn das nicht ein bisschen anmaßend ist, das zu sagen. Das Niveau heute war einfach sehr hoch.“
Anze Lanisek: „Ich sollte zufrieden sein. Meine Sprünge waren sehr gut heute und ich hoffe, dass ich in diesem Rhythmus weitermachen kann. Die Fans waren großartig, das ist echt etwas Besonderes. Ich wünsche mir mehr solche Wettbewerbe wie hier in Willingen. Niemand ist unschlagbar, wir sind alle nur Menschen. Heute war mein Bestes gut genug für den zweiten Platz. Aber ich werde weiter gute Sprünge machen.“
Dawid Kubacki: „Die Fans sind toll. Hier sind viele polnische Fans, die ein Foto mit mir wollen. Und auch wenn ich müde und hungrig bin, möchte ich Zeit mit ihnen verbringen. Ohne die Fans sind wir nichts. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung. Im Vergleich zu letzter Woche ist das ein Schritt nach vorne. Da sind ein paar Sachen, die ich noch verbessern kann. Unsere Philosophie lautet, nach und nach kleine Schritte zu machen. Es gibt noch viele Wettbewerbe, die Saison ist lang, und ich werde bis zum Schluss um die Gesamtwertung kämpfen.“