Ahoi, ihr Landratten und finst’ren Seelenfreunde! Lasst mich berichten von einem gar unheiligen Trip durch Sturmesnacht und Nebel, als drei Höllenflotten am 10. Tage des Juni im Jahre des Teufels 2025 den Schlachthof zu Wiesbaden kaperten. Ein jedes Segel schwarz wie die Nacht, die Kanonen geladen mit Riffs und Schrecken: Angel Witch, Paradise Lost und der unheilige Admiral selbst – King Diamond – setzten Kurs auf unser armes Gemüt. Was folgte, war ein Sturm aus Okkultismus, Doom und theatralischem Wahnsinn.
⚔️ Erste Salve: Angel Witch – Die Verfluchten von Atlantis
Mit dem Krachen des Nebelhorns setzten Angel Witch die Segel. Die alten Seewölfe aus den Gewässern des NWOBHM rissen die Bretter des Schlachthofs mit „Atlantis“ entzwei – eine Hymne wie aus uralten Seekarten hervorgezerrt. Die „White Witch“ schleuderte Flüche wie Salven aus der Broadsides-Batterie, gefolgt von einem galaktischen Angriff mit „Death From Andromeda“ – ein interstellarer Donnerhall, der die Planken erzittern ließ. Mit „Sorcerers“ wurde dunkle Magie entfesselt, ehe sie mit dem Titelschiff „Angel Witch“ selbst unter schwarzer Flagge abtauchten – ein kürzerer, aber präziser Überfall, wie ein Dolchstoß ins Herz des Altmetalls.
Zweite Welle: Paradise Lost – Die Melancholischen aus dem Nebelreich
Kaum war der Rauch verzogen, tauchte das nächste Schiff aus dem Nebel auf: Paradise Lost – düst’re Korsaren aus dem grauen Manchester, getrieben vom Geisterwind der Melancholie. Mit „Enchantment“ öffneten sie ein Portal ins Reich der verlorenen Seelen. „The Enemy“ und „One Second“ glichen einer Predigt für Verdammte. Nick Holmes, der Kapitän mit der Stimme wie kalter Stahl, führte uns durch ein Meer aus Düsternis – „No Hope in Sight“, „Faith Divides Us – Death Unites Us“ – Worte wie eiserne Anker. Als „The Last Time“ und „Ghosts“ erklangen, segelten wir durch den Äther, nur noch gehalten vom Takt der Trommeln. Der krönende Abschied: „Say Just Words“ – der letzte Kanonenschuss, tief und schmerzlich.
Das Flaggschiff erscheint: King Diamond – Der Totengraf aus Dänemark
Dann senkte sich die Nacht wie ein Leichentuch. Die Winde verstummten. Und mit einem düsteren Chor aus der Hölle („Funeral“) tauchte das Flaggschiff des Abgrunds auf: KING DIAMOND, der Großinquisitor des Horror-Metal, entstieg seinem Sarg. Was dann folgte, war kein Konzert – es war ein okkultes Ritual, ein Theater des Grauens unter silbernem Mondschein.
Mit „Arrival“, „A Mansion in Darkness“ und „Halloween“ wurde das Schlachthaus zur Gruft. Die Geister aus „Voodoo“ und „Them“ flüsterten aus jedem Schatten. Neue Grauen wie „Spider Lilly“ und „Two Little Girls“ ließen selbst die härtesten Piraten den Rum verschütten. Die Klassiker „Sleepless Nights“, „Welcome Home“ und „The Invisible Guests“ – allesamt wie Geister aus alten Logbüchern.
„The Candle“ brannte wie die letzte Hoffnung, „Masquerade of Madness“ tanzte wie ein Wahnsinniger durchs Publikum, und „Eye of the Witch“ ließ uns erkennen: Der Spuk ist echt. Mit dem Höllenritt „Burn“ verloschen alle Lichter, ehe „Abigail“ in der Zugabe nochmals auferstand.
Bilanz der Höllenfahrt
Was an diesem finsteren Abend geschah, wird man sich noch viele Vollmonde lang am Rumfass erzählen: Drei Gespensterschiffe, drei Kapitäne des Schreckens – und ein Publikum, das sich freiwillig dem Wahnsinn ergab. Der Schlachthof ward geentert, geplündert und verflucht.
Möge Poseidon Gnade walten lassen, wenn King Diamond je wieder seine schwarze Flagge über Wiesbaden hisst…
Text & Pics by Jan Heesch (CGRN)