An diesem finsteren Abend wurden die Planken des Schlachtfeldes gerockt – eine wilde Meuterei aus Technik, Groove und purer Metal-Energie. Nicht ausverkauft, schätze ich so auf 2.500 bis 3.000 Seelen, die sich mutig auf dieses Schlachtdeck gewagt haben.
19:35–21:10 – Decapitated
Die polnischen Death-Metal-Korsaren Decapitated eröffneten die Seeschlacht. Die Band, gegründet 1996 in Krosno, um den unermüdlichen Gitarristen Wacław „Vogg“ Kiełtyka, ist eine Legion technischer Präzision.
Zu Beginn war das Publikum noch etwas zurückhaltend – man spürte, wie die ersten Kanonenschüsse aus den Gitarrenriffen gekommen waren, aber die Meute brauchte ein Weilchen, um wirklich in Fahrt zu kommen. Doch gegen Ende ihres Sets wandelte sich die Stimmung: die Köpfe begannen zu nicken, Hände zu klatschen, und man hörte das Knirschen von Piratenbooten, die auf hoher See tanzen. Besonders erstaunlich war der neue Sänger (bei Decapitated ist aktuell Eemeli Bodde am Mikrofon), der durch seine Bühnenpräsenz den Deckslauf dirigierte und das Publikum mit gezielten Rufen animierte. Sein Engagement führte dazu, dass die Meuterer am Ende kräftig mitgingen.
Technisch war es eine Meisterklasse: rasende Gitarren, präzises Schlagzeug, ein Sound, der schnitt wie eine Entermesser-Flotte. Aber dennoch: keine Show-Spielereien, keine unnötigen Schattenspiele — nur rohe Gewalt in musikalischer Perfektion.
20:30–21:10 – Fit For An Autopsy
Anschließend enterten Fit For An Autopsy, die Deathcore-Korsaren aus New Jersey, das Podium. Die Band gibt es seit 2008.
Auch hier war das Publikum zu Beginn zurückhaltend – man hörte das Grollen von schweren Riffs, aber die Meute blieb anfangs in Deckung. Doch je weiter der Set fortschritt, desto mehr erhitzte sich die See: bei den letzten Songs spürte man, wie die Energie wuchs, die Köpfe begannen sich im Takt zu bewegen, und zumindest gegen Ende war das Publikum merklich warm geworden, bereit, mit voller Wucht einzustimmen.
Die Performance der Band war kraftvoll, mit atmosphärischen Lichtmomenten, die sich mit den schweren Grooves paarten. Frontmann Joe Badolato wirkte souverän, ohne aufdringlich zu sein, dirigierte die Meute mit seiner Stimme und brachte eine gnadenlose Intensität, die perfekt zu diesem Kapitel des Abends passte.
21:35–22:45 – Killswitch Engage
Dann, meine wackeren Seeräuber, war es Zeit für den Hauptangriff: Killswitch Engage, die Metalcore-Piraten aus Massachusetts, betraten mit voller Wucht die Bühne. Gegründet 1999 sind sie mittlerweile Legende – und mit Jesse Leach am Gesang, der bereits bei der Gründung dabei war und später zurückkehrte, geben sie den Klang eines ganzen Flottenverbandes.
Von der ersten Sekunde an war es ein totaler Abriss. Jesse Leach war voller Feuer: Bereits in den ersten drei Songs stürmte er zweimal über den Wellenbrecher (das ist diese kleine Bühne vor der Hauptbühne), sprang fast ins Publikum und heizte die Meute an wie ein Kapitän, der seine Mannschaft zum Entern ruft. Die Gitarristen, die Rhythmusfraktion, jeder Ton – alles ballte sich zu einem Gewitter aus Melodie und Aggression.
Ihre Setlist – zumindest laut vergleichbaren Shows dieser Tour – war eine Mischung aus neuem Material wie „Strength of the Mind“ oder „Broken Glass“ und Klassikern wie „My Curse“, „The End of Heartache“ und „My Last Serenade“. Besonders beim Finale war das Deck in Aufruhr: das Publikum sang mit, sprang, wedelte mit den Armen – eine echte Kapern-Feier, die niemand so schnell vergessen dürfte.
Fazit
Insgesamt war dieses Konzert wie eine Fahrt auf einem geisterhaften Piratenschiff: technische Brillanz bei Decapitated, atmosphärisch gepresste Wucht bei Fit For An Autopsy, und ein brachialer Showdown mit Killswitch Engage, der das Metallmeer zum Kochen brachte. Trotz nicht ganz ausverkauftem Saal war die Energie elektrisierend, und besonders gegen Ende jeder Band spürte man, dass die Meute bereit war, weiter zu segeln – tiefer hinein in die Stürme des Metal.


















