Moin Kinners! Nach einem doch interessanten Review und kleinem Feature zur Band Deep Sun, konnte ich es mir nicht nehmen lassen, der Band ein wenig auf den Zahn zu fühlen, und habe dabei so einiges interessantes erfahren. Aber hier einmal das Interview:

I. Moin, ihr musikalischen Hexenmeister! Eure neue Zauberrolle bzw das Album „Storyteller“ steht ja Hufe-Scharrend in den Startlöchern und kommt bald in die Läden. Welche finstere Magie habt ihr diesmal in eure Tracks gewebt, um eure Deep Sunlights in Trance zu versetzen?

Tobias: Aye, das Album ist wahrlich epischer und noch symphonischer als seine Vorgänger. Zusammen mit unserem treuen Produzenten, Frank Pitters, haben wir all die Erfahrung aus unseren bisherigen Reisen genutzt und an jeder Ecke noch etwas feiner gefeilt und geschliffen. Besonders mit Erik Dummermuth an Bord – einem wahren Virtuosen an der Gitarre – gewinnen die Lieder ordentlich an Fahrt. Für mich ist „Storyteller“ der Beweis, dass Deep Sun seinen wahren Kurs gefunden hat und nun erwachsen geworden ist. Alles passt zusammen: vom Songwriting übers Artwork bis hin zum Bühnenbild, das wir uns zugelegt haben, und natürlich auch zum gesamten Erscheinungsbild der Band. „Storyteller“ ist für mich die vollendete Schatztruhe aller Erfahrungen, die Deep Sun über all die Jahre gesammelt hat.

Tom: Wir sind in der Tat noch epischer und synphonischer geworden. Dieses Mal dauerte es aber doch etwas länger, bis die Tracks ins Spellbook übertragen wurden.
Obwohl die Songs eigentlich einfacher und geradliniger daher kommen, haben die ganzen Orchestrierungen doch einiges an Zeit in Anspruch genommen. Aber es hat sich definitiv gelohnt.

II. Debora, deine Stimme klingt, als hättest du mit Sirenen gesungen. Hast du heimlich einen Pakt mit Poseidon geschlossen, oder ist das reines Stimmtraining? Gerade im Bereich des Symphonic-Metal ist ja doch schwer mit der eigenen Stimme irgendwo hervorzustechen.

Debora: Haha, vielleicht ein bisschen von beidem? 😉 Nein, ich war während ca. 10 Jahren am Musikkonservatorium in Zürich und habe dort klassischen Gesang studiert. Und zuvor war ich schon an einer Jazz- und Popgesangsschule. Aber auch heute arbeite ich noch mit einer klassischen Gesangslehrerin zusammen, um stimmlich einfach immer am Ball zu bleiben, Neues auszuprobieren und zu lernen. Im Sommer zum Beispiel headlinen wir mit Deep Sun am Metal Escalation Festival in Gloggnitz (Österreich) und ich wurde zusätzlich vom Veranstalter eingeladen am «Metal meets Mozart» 2 klassische Arien mit einer Metalband zu interpretieren. Ich habe mich da unter anderem für «Der Hölle Rache» aus «Die Zauberflöte» entschieden. Wer diese Arie kennt, kann sich vorstellen, dass sie einige tricky und äusserst hohe Stellen hat, wo auch ich noch technischen Support benötige bis der Song dann sitzt 😊
Aber ja, Stimmfarben sind definitiv Geschmackssache und sie sind einzigartig wie ein Fingerabdruck. Entweder gefällt einem diese Farbe oder nicht. Absichtlich und bewusst herausstechen kann man gar nicht. Man tut es einfach oder eben nicht 😊

III. Eure Musik ist wie ein Sturm auf hoher See – mal ruhig, mal tosend. Wie schafft ihr es, diese epischen Klangwellen zu reiten, ohne über Bord zu gehen?

Tobias: Aye, das Songwriting ist das wahre Prunkstück eines jeden stolzen Schiffs – und eine heikle Gratwanderung obendrein. Segelt man zu oft dieselbe Route und schreibt nur ähnliche Lieder, verlassen die Deep Sunlights bald das Deck, gelangweilt von der ewigen Flaute. Steuert man hingegen zu waghalsig in unbekannte Gewässer, läuft man wiederum Gefahr, sie zu verlieren.
Zum Glück haben wir mit Thomas Hiebaum und Angelo Salerno zwei meisterhafte Navigatoren an Bord, die den Kurs des symphonischen Metals in den Adern tragen – jeder mit seinem eigenen, unverkennbaren Stil. In Kombination mit den gesanglichen Künsten unserer Sirene Debora und den frischen Winden, die Erik und ich beisteuern, entstehen Klangwellen voller Abwechslung und Abenteuerlust.
Bevor wir jedoch in See stechen, landet alles auf dem Kartentisch unseres Produzenten Frank, der das ganze Schiff in ein majestätisches symphonisches Gewand kleidet und sicherstellt, dass wir bei Sturm und Wetter nicht vom Kurs abkommen.“

Tom: Wenn wir ein paar Songs haben, dann kommt irgendwann auch Debbie und legt an Deck die Songs auf, welche wir schon haben und sagt, dann ob wir noch was Härteres oder Ruhigeres etc. brauchen.

Debora: Ja und ich liebe und lebe unsere Musik! Insbesondere auf der Bühne durchdringen mich die Melodien und ich fühle mich wie ein Portal, welches die Energie von der Musik über den Gesang zu unseren Fans, den Deep Sunlights, transportiert. Manchmal muss ich richtiggehend aufpassen, dass die Energie nicht mit mir durchgeht, haha!

IV. In Storyteller erzählt ihr Geschichten, die tief unter die Haut gehen. Welche Legenden oder Mythen haben euch beim Schreiben inspiriert?

Debora: Nach den Studioaufnahmen zu «Dreamland – Behind the Shades», wo wir tief in die verschiedenen Materien von Träumen eintauchten, habe ich mir überlegt, wie geht es erzählerisch weiter mit Deep Sun, was möchte ich als Musikerin erzählen, was möchten wir als Band erzählen. Und beim vielen drüber nachdenken, was wir denn noch erzählen könnten, wurde es mir immer klarer, dass wir eben nun Geschichten erzählen wollen – Geschichten aus dem Leben, aus Fantasiewelten, von epischen Abenteuern und tiefen Emotionen, und auch Geschichten, die vielleicht nie hätten erzählt werden dürfen. Ich wollte schauen, was passiert, wenn wir uns von einem konkreten Thema loslösen und einfach ins Erzählen gehen – textlich wie auch musikalisch. Ja und da haben wir nun «Storyteller» 😊

Tom: Eher neu für mich war, dass Debbie schon Textfragmente von Songs hatte. Dies half mir enorm, um die Stimmung für die Musik zu finden.

V. Eure Fans, die Deep Sunlights, scheinen euch wie eine treue Crew zu folgen. Wie haltet ihr den Kurs, um sie immer wieder aufs Neue zu begeistern?

Tobias: Die Fans sind wahrlich das wertvollste Gut auf unserem Schiff! Wofür würd‘ man sonst all die Mühen auf sich nehmen, die stürmischen See’n des Musikbusiness zu bezwingen, wenn niemand an Bord käme, um zuzuhören? Klar, zu Beginn einer Reise denkt man noch nicht viel darüber nach. Aber je weiter die Fahrt geht, desto mehr sind es die Deep Sunlights, die uns antreiben.
Live zu spielen, durch die Weltmeere zu segeln und Lieder zu schreiben, die selbst in fernen Häfen gehört werden – das ist das grösste Geschenk für einen Seemann des Sounds!
Für uns ist wichtig, dass wir mit unserer Musik etwas zurückgeben können. Wir haben uns bewusst entschieden, keine politischen oder religiösen Botschaften in unsere Lieder zu weben – erstens interessieren uns solche Gefechte wenig, und zweitens gibt es davon schon genug düstere Gesänge auf der Welt.
Wir wollen Hymnen schaffen, die Kraft schenken: für die Schlachten im Fitnessstudio, für die langen Nächte über staubigen Büchern oder für jene Tage, an denen der Sturm im Kopf einfach nicht nachlassen will.
Das sind alles Stürme, die wir selbst nur zu gut kennen. Und genau deshalb erzählen wir unsere Geschichten – damit sich jeder für einen Moment treiben lassen kann.

VI. Mit fünf Alben an Bord – fühlt ihr euch wie erfahrene Seebären des Symphonic Metal oder gibt es noch unbekannte Gewässer, die ihr erkunden wollt? Gibt es vielleicht sogar Pläne für eine Stiländerung?

Debora: Seit 15 Jahren gibt es uns nun in dieser Formation mit einigen wenigen Besetzungswechsel. Irgendwie waren und sind wir stets in einer Fortbewegung, wir wollen uns immer weiterentwickeln und noch tiefer zu unserer musikalischen Essenz gelangen. Mit jedem Album sind wir einen Schritt weiter gegangen. Dies geschah aber nie wirklich willentlich, sondern es war immer ein logischer Prozess und logischer nächster Schritt. Mit «Dreamland – Behind the Shades» gingen wir zwar den bewussten Schritt hin zum Symphonic Metal, aber nur, weil sich dies musikalisch so homogen und stimmig anfühlte. Mit «Storyteller» sind wir nun nur noch weiter in diese Materie eingestiegen, weil sich unsere Musik einfach so entfalten wollte. Unser Bassist Angelo zitiert da immer gerne Schmendrick aus «Das letzte Einhorn» mit seinem Satz «Magie, tu was du willst». Und dies passt einfach so gut zu Deep Sun und unserer Musik.
Und somit lassen wir uns auch für das nächste Album einfach von unserer Musik, unserer Kreativität und Inspirationen leiten. Schauen wir mal, was die Magie noch so will 😊

Tom: Ja, wir haben eine gewisse Erfahrung in diesen Gewässern, aber definitiv noch nicht alles erkundet und gesehen.
Wir versuchen auch, immer etwas in unsere Musik einfliessen zu lassen, was wir bis anhin noch nicht hatten.
Für ein allfälliges Album Nr. 6 wären jedenfalls schon Ideen da.
Aber dazu gerne im nächsten Interview:-)

VII. Wenn „Storyteller“ ein Schiff wäre, welches Ziel würde es ansteuern und welche Abenteuer würden auf der Reise warten?

Tobias: Das Ziel eines stolzen Schiffes wie „Storyteller“ ist es natürlich, neue Häfen zu erreichen und seine Lieder hinaus in alle Winde zu schicken, damit sie gehört und gespürt werden. Wir wünschen uns, dass unsere Songs der Schlüssel sind, der Deep Sun auf neue Gewässer führt. Doch am Ende setzen wir die Segel nicht nur für Ruhm und Reichtum – wir tun es, weil es uns Freude macht, weil es unser Herz höher schlagen lässt.
Nach unseren beiden Europatouren mit Edenbridge 2023 und 2024 als tapfere Begleitmannschaft, wollten wir 2025 selbst das Steuer übernehmen. Und das haben wir im März 2025 geschafft – mit einer eigenen Headliner-Tour durch England.
Doch das war nur der Anfang! Weitere Landgänge in Deutschland, Österreich, Belgien, Tschechien, Liechtenstein und natürlich unserer Heimat, der Schweiz, stehen in den Logbüchern.
Auch für 2026 halten wir Kurs auf neue Abenteuer: Wir wollen noch weiter hinaussegeln – und vor allem die stolzen Nordmänner in Norwegen und Schweden in unsere Crew holen. Diese Häfen stehen ganz oben auf unserer Schatzkarte.

Tom: Aye…der Käptn hat gesprochen.

VIII. Eure Songs sind wie Schatzkarten – voller Hinweise und Geheimnisse. Gibt es versteckte Botschaften, die eure Hörer entschlüsseln können?

Debora: Nun, meine Texte sind sowohl reine Fantasygeschichten als auch teilweise mit gesellschaftskritischen und oder autobiographischen Ansätzen. Man muss einfach nur genau hinhören 😉 Zudem liebe ich es mit «out-of-the-box»- und sinnbildlichen Wörtern und Sätzen zu spielen. «Tales that should have never been told» oder «The Window» sind solche Beispiele.
Tom: Ich habe eine einigermassen grosse Passion für Filmmusik.
Wer genau hinhört, kann die eine oder andere Hommage raushören;-)

IX. Zum Abschluss: Wenn ihr eine Flaschenpost mit einer Botschaft an eure „Deep Sunlights“ oder diehenigen, die noch welche werden, schicken könntet, was stünde darin geschrieben?

Tobias: Ahoi, ihr Deep Sunlights da draussen! Wir sind euch unendlich dankbar, dass ihr unsere Reise begleitet, unsere Lieder hört und eure Energie mit uns teilt. Es erfüllt uns mit Stolz und Freude, wenn wir Nachrichten aus fernen Ländern wie Mexiko, Japan oder aus einem kleinen Bergdorf in den Schweizer Alpen erhalten – wenn ihr erzählt, wie unsere Musik euch geholfen hat, eine Klippe zu überwinden oder einfach den Alltag für einen Moment hinter euch zu lassen.
Macht weiter so, denn genau das ist der Wind in unseren Segeln, der uns antreibt, neue Ufer zu erreichen!
Und an all jene, die vielleicht noch am Ufer stehen und uns noch nicht kennen: Nehmt euch fünf Minuten in einem stürmischen Moment – sei es bei der Arbeit, wenn die Kinder toben, der Ehepartner meutert oder ihr im Stau auf offener Strasse festsitzt – klickt euch durch unsere Songs auf Spotify, und ich verspreche euch: Ihr werdet den Kurs zu Deep Sun immer wieder finden!

Ich sage auf jeden Fall vielen Dank für das Geile Interview, und die Zeit, welche sich die Band genommen hat auf meine doch ungewöhnlichen Fragen zu antworten. Für alle die es noch nicht wissen: Infos zum Album und einen kompletten Review findet ihr übrigens HIER