Moin Moin aus dem Heimathafen

Moin Moin Freunde der stürmischen See – heute legen wir in den Hafen von Power Blast Records ein, um das neue Werk der Schweizer Seefahrer Elcano zu entern. Aber halt – wie Bassist Jan so herrlich betont – keine Piraten, sondern echte Entdecker, die den Kurs der ersten Weltumsegelung (1519–1522) nachzeichnen. Magellan und Elcano selbst hätten wohl gestaunt, wie diese Crew die Geschichten ihrer Reise in Töne gießt.
Das neue Album The First Circumnavigation Of The World ist am 21. Februar 2025 vom Stapel gelaufen – und was hier aus den Boxen peitscht, ist ein mächtiger Mix aus epischem Metal, maritimen Klanglandschaften und erzählerischer Wucht, die jeden Landrattenboden in den Planken einer Galeone erzittern lässt.
Und ja – ich bin natürlich nicht ganz unvoreingenommen, schließlich schufte ich auch für das Label. Leider zahlt Kaptain Karsten mich nicht in Golddukaten, sondern eher in lauwarmem Kombüsenkaffee und trockenem Schiffszwieback. Aber für ein Album wie dieses würde ich sogar umsonst rudern.

Die Fahrt durchs Album – Track für Track

Vom donnernden Auftakt „A Voice Like Thunder“, dessen Klang wie das ferne Grollen einer heranrollenden Sturmfront die Segel spannt, beginnt eine musikalische Reise, die sich wie ein episches Logbuch liest. Der Track wirkt wie ein Ruf aus der Tiefe der Elemente – ein Vorzeichen für das, was noch kommen mag. Direkt darauf folgt „Half A World“, das mit seiner aufgeladenen Energie und klanglichen Weite die ersten großen Etappen der Expedition vertont. Hier klingt alles nach Aufbruch: nach dem ersten Wind in den Segeln, nach dem Glitzern unbekannter Horizonte und der unbändigen Lust, sich dem Abenteuer hinzugeben.

The Raging Calm“ ist ein meisterhaftes Wechselspiel aus kraftvollen Gitarrenriffs und ruhigen, fast meditativen Passagen – wie das rhythmische Pulsieren eines Ozeans, der zwischen tobender See und plötzlicher Windstille pendelt. In „Sweet Foreign Lands“ wird das Fernweh beinahe greifbar: exotische Klangfarben, geheimnisvolle Harmonien und ein Hauch von Gewürzen in der Luft lassen Bilder ferner Märkte und unbekannter Kulturen entstehen. Doch die Ruhe ist trügerisch. Mit „Tempest! (The Torment of Tordesillas)“ bricht ein musikalischer Sturm los – wild, unberechenbar, mitreißend. Der Track wirbelt alles durcheinander, als würde das Schiff selbst tanzen, getrieben von den Launen der See. „Tierra del Fuego (Land of Fire)“ taucht die Szenerie in flammende Klänge: schroffe Küsten, brodelnde Vulkane und eine Atmosphäre, die zwischen Bedrohung und Schönheit oszilliert.

Siren Song“ lockt mit hymnischen Melodien, verführerisch und majestätisch – wie der Gesang mythischer Wesen, die zwischen den Wellen lauern. „Call Of The Falcons“ hebt das Tempo erneut an, lässt die Adrenalinpegel steigen und ruft nach Freiheit, nach Weite, nach dem Flug über unbekannte Landschaften. Dann schlägt die Reise eine neue Richtung ein: „Oriental Gleams the Moon“ entführt unter einen nächtlichen Himmel, der in silbernem Mondlicht glänzt. Orientalische Motive und geheimnisvolle Rhythmen lassen die Szenerie in mystischem Licht erstrahlen. „Tall Tales“ bringt mit augenzwinkernder Erzählfreude und musikalischer Kraft neue Geschichten an Bord – Seemannsgarn, das zwischen Wahrheit und Legende pendelt und dabei stets den Kurs hält. Schließlich erreicht die akustische Odyssee ihren Höhepunkt mit „78 Days At Sea“ – ein monumentaler Abschluss, der das Gefühl monatelanger Fahrt einfängt: salzige Haut, vom Wind gegerbte Gesichter, müde Glieder und stolze Herzen. Der Track ist wie ein Sonnenuntergang nach langer Reise – melancholisch, triumphierend und voller Sehnsucht nach dem nächsten Horizont.

Die Crew von Elcano

Wer steht eigentlich an Deck? Da hätten wir Josy, deren Gesang mal wie eine sanfte Brise, mal wie ein Sturm aus voller Kehle weht – und dabei immer die Emotionen wie Segel im Wind spannt. Meli liefert mit seiner markanten Stimme den rauen Gegenpart, wie eine Brandung, die gegen den Bug schlägt – ein Wechselspiel, das den Songs enorme Dynamik verleiht und jedem Refrain die volle Wucht gibt.
Florian und Reto halten an den Gitarren das Ruder fest, mal filigran wie kunstvolle Seemannsknoten, mal brachial wie eine Sturmfront – und stets mit dem Blick auf den nächsten musikalischen Horizont. Jan sorgt am Bass für ein Fundament, das selbst in schwerer See nicht wankt, und ist obendrein noch der Geschichtenerzähler der Band, der jede Note mit einer Prise Legende würzt.
Christoph verleiht den Songs mit seinen Keyboard-Arrangements cineastische Tiefe – wie das weite Meer, das sich bis zum Horizont erstreckt – während Marc am Schlagzeug das unermüdliche Herz dieser musikalischen Galeone bildet, Takt um Takt wie Ruderschläge, die das Schiff vorantreiben.

Der eigene Kurs

Musikalisch verweigern sich Elcano dem stumpfen „Piraten-Metal“-Klischee wie ein Kapitän, der bewusst Untiefen meidet. Stattdessen setzen sie die Segel in Richtung eines eigenständigen Sounds, der epische Heavy-Metal-Elemente mit fein verwobenen Folk-Einflüssen und einer ordentlichen Prise Filmmusik verbindet.
Jeder Song wirkt wie ein Eintrag in einem abenteuerlichen Logbuch – mal triumphal wie das Erreichen eines neuen Hafens, mal melancholisch wie ein Abschied in der Abenddämmerung, aber immer voller Bilder, die vor dem inneren Auge lebendig werden. Orchestrale Layer rollen wie ferne Wellen an, sanfte Chöre schimmern wie Sonnenlicht auf dem Wasser, und feine Instrumentendetails vertiefen die Atmosphäre, bis man meint, das Salz in der Luft zu schmecken. Man merkt: Hier schreibt niemand einfach nur Songs – hier werden ganze Reisen komponiert, die den Hörer in Gedanken weit hinaus aufs offene Meer

Fazit & Schädelwertung

„The First Circumnavigation Of The World“ ist ein in sich geschlossenes, packendes Werk, das dich am Kragen packt, ins Beiboot wirft und erst wieder an Land lässt, wenn die letzte Note verklungen ist. Eine salzige Brise, epische Weiten und die Energie einer eingeschworenen Crew machen diese Scheibe zu einem Pflichtkauf. Von mir gibt’s satte 5 von 6 Schädeln – und das nicht, weil Kaptain Karsten mir dafür ein Extra-Fässchen Rum versprochen hätte.

Doch was dieses Album wirklich herausragen lässt, ist die Band selbst: Elcano sind keine bloßen Musiker – sie sind Klang-Kartografen, die mit jeder Note neue Küsten entdecken und mit jedem Arrangement eine Geschichte in die Planken brennen. Ihre Hingabe, ihr Mut zur Eigenständigkeit und ihr feines Gespür für Atmosphäre machen sie zu einem der spannendsten Acts, die derzeit auf den Weltmeeren des Metal unterwegs sind. Wer Elcano hört, hört nicht nur Musik – er begibt sich auf eine Reise. Und wenn diese Crew weiter so Kurs hält, wird ihr Name noch in vielen Häfen mit Ehrfurcht genannt werden.

Tracklisting:
01 A Voice Like Thunder (Intro)
02 Half A World
03 The Raging Calm
04 Sweet Foreign Lands
05 Tempest! (The Torment of Tordesillas)
06 Tierre del Fuego (Land of Fire)
07 Siren Song
08 Call Of The Falcons
09 Oriental Gleams the Moon
10 Tall Tales
11 78 Days At Sea