Willkommen im rostigen Maschinenraum der Realität

Moin Moin Freunde der salzigen Brise – und diesmal auch des giftigen Fallout-Nebels. Heute werfe ich den rostigen Anker mitten in die verstrahlte Provinz Österreichs, genauer gesagt in Fischl, wo die Post-Apokalyptische Provinz Punk-Formation Heimwerker mit ihrem ersten Langspieler „In Danger of Collapse“ die Segel setzt.
„Segel“ ist hier natürlich relativ – eher hängt an ihrem Mast ein alter Presslufthammer und als Kompass dient eine leere Flasche Raki. Die Crew? Absolut kaputt im Kopf, im besten Sinne. Der Kurs? Irgendwo zwischen Synthie-Chaos, DIY-Punk, Werkzeugporno und einer Prise „Warum brennt eigentlich das Meer?“

Vom Schlüssel im Sicherungskasten bis zum Selbsthass-Meer

Die Platte ist ein wilder Ritt, als würdest du bei Sturm in einer rostigen Kogge stehen, während im Maschinenraum einer mit einem Vorschlaghammer auf den Reaktor eindrischt. „The Beast“ eröffnet das Album wie eine kaputte Sirene, die dich mitten in der Nacht aus der Koje prügelt. Danach legt „I Hate My Band“ offen, wie es in dieser Crew wirklich zugeht – hier liebt keiner den anderen, aber genau das hält den Haufen zusammen.

Persönlicher Favorit: „Keymaster’s Hole“ – eine Ode an die Nacht, in der Kami und FLOP den Schlüssel in einen Sicherungskasten feuerten, ein Techniker fluchte und die halbe Band noch nackt durchs Proberaumwaschbecken geisterte.
Und auch wenn Songs wie „Rust in Peace, Dave“ und „Apocalypse Drill“ eher wie Soundtracks zu einem Bunker-Feuerabend klingen, muss man sagen: Diese Platte ist nicht für jeden. Wer das Chaos liebt, wird es abfeiern – wer lieber glatte Decks und ordentliche Takelage mag, springt hier besser von Bord.

Die Mannschaft der Heimwerker

Die Mannschaft der Heimwerker ist kein gewöhnlicher Haufen – eher eine schief zusammengezimmerte Crew, die in den Ruinen eines untergegangenen Hafens gestrandet ist. Vorne an der Reling steht Kami Kaze, Stimmenzerstörer und personifiziertes Wrack, der klingt, als hätte er die letzten Jahre ausschließlich Altöl geraucht. In der Ödnis nach dem großen Sturm wäre er wohl entweder der, der dich in den Kampf führt – oder der, der dir im Schlaf deine Schuhe klaut. Am Maschinenraum des Rhythmus tobt FLOP, ein verrückter Maschinist, der überzeugt ist, dass ein Schiff besser läuft, wenn man alle Ventile gleichzeitig aufdreht. Es heißt, er habe einmal eine ganze Woche lang nur auf einem umgedrehten Ölfass getrommelt, während draußen die See brüllte. Frisch an Bord ist Redlight Alley, ein Bassist, der einst nur deshalb angeheuert hat, weil ihm Akis Hintern gefiel. Sein Bassspiel klingt wie ein rostiger Generator – mal knurrend, mal brummend, aber stets so, dass die morschen Planken zittern. Und dann ist da noch Aki Streeter, Gründer, Soundtüftler und wohl derjenige, der im Maschinenraum heimlich die Gravitation abschaltet, nur um zu sehen, wie die Crew kotzt. Wenn es so etwas wie einen Masterplan für all das Chaos gibt, dann liegt er vermutlich zerknittert in seiner Hosentasche – auf einer Serviette, zwischen ein paar losen Schrauben.

Fazit im Sturm

Am Ende bleibt das Gefühl, als hätte man eine Nacht in einer verfallenen Hafenbar verbracht, in der der Strom ständig flackert, das Bier nach Diesel schmeckt und die Musik wie ein rostiger Schraubenschlüssel ins Ohr hämmert – und man trotzdem nicht gehen will. „In Danger of Collapse“ ist kein glattpoliertes Hochglanzdeck, sondern eine rostige, knarzende Galeere, die mit Volldampf durch den Sturm jagt. Die Heimwerker schaffen es, aus Lärm, Wahnsinn und einer gehörigen Portion Selbstironie etwas zu bauen, das man so schnell nicht vergisst. Wer hier anheuert, sollte wissen: Seekrankheit gibt’s gratis dazu – und genau das macht den Törn so verdammt unterhaltsam.

Schädelwertung: 3,5 von 6 – zwischen Kater und Kult.

Tracklisting:
01 Intro
02 Rusted Empire
03 Collapse Theory
04 Nails & Gasoline
05 Deadlights
06 Smoke Over The Harbor
07 Wasteland Waltz
08 Engine Room Blues
09 Last Port Call
10 In Danger of Collapse