Moin Moin Freunde der finsteren Künste!

Diesmal hat mich der Sturm bis in brasilianische Gewässer verschlagen, wo die Death-Metal-Legende Ophiolatry mit neuer Besatzung und alter Wut ihr neuestes Werk „Serpent’s Verdict“ vom Stapel gelassen hat. Das Teil ist am 6. Juni 2025 digital erschienen und klingt, als hätte jemand ein uraltes Ritual mit Kettensägen und Kriegstrommeln verfilmt – und zwar in Endlosschleife. Nach einer 13-jährigen Funkstille meldet sich die Truppe mit 13 gnadenlosen Tracks zurück, die irgendwo zwischen Totenkult, Reinkarnation und der totalen Zerstörung pendeln. Und ja – Messer-Jack hat sich das Teil bei flackerndem Licht und stürmischem Seegang direkt in der Kombüse gegeben.

Vom Jesus-Komplex bis zur Höllenfahrt

Der Einstieg mit „Jesus Complex“ zeigt sofort, wo der Hammer hängt – das Teil prügelt los wie ein Berserker, technisch versiert und mit messerscharfem Gesang, der alles zerschneidet, was nicht festgenagelt ist. „Revenge“ und „Generational Curse“ setzen diese Linie fort: rohe Gewalt trifft auf rhythmische Finesse, als würden tribalistische Kriegsrituale auf moderne Kriegsmaschinen treffen. „Death Tour“ ist dabei fast schon ironisch betitelt – das hier ist keine Tour, das ist ein verdammter Feldzug. Der Titelsong „Serpent’s Spits“ schraubt sich tief ins Gehör – bedrohlich, schleifend und mit einem Groove, der trotz aller Brutalität fast hypnotisch wirkt. „Atheris“ und „Apophis“ wirken wie dunkle Beschwörungen – klanggewordene Schlangengötter, die sich durch Blastbeats und giftige Riffs winden. Ophiolatry macht hier keine Gefangenen.

Von Schuld, Gift und Verwandlung

Mit „Midia Bible“ und „Manipulations Guilt“ schlägt das Album eine theologisch-soziale Richtung ein: hier werden keine Kirchen gestürmt, sondern ganze Ideologien filetiert. Beides Tracks, die etwas tiefer graben und bei aller Aggression auch kompositorisch glänzen. „Heaven Jails“ ist dann ein kalter, nihilistischer Brocken mit starkem Text, der wie eine Predigt aus der Unterwelt daherkommt. „Narcissistic Victim Syndrome“ knallt wieder etwas punkiger, fast schon chaotisch, in bester South-American-Underground-Manier. Und dann: „Human Factory“ – ein Paradebeispiel für das, was Ophiolatry ausmacht. Technisch brutal, ohne unnötigen Firlefanz. Das Finale „Ecdysis“ (Häutung) kommt wie ein Reinigungsritual nach der Schlacht – finster, langsam wachsend, fast episch. Ein starker Ausklang, der die Geschichte des Albums rund macht.

Fazit
Ophiolatry liefern mit Serpent’s Verdict ein Comeback ab, das sich gewaschen hat. Brutal, roh und dabei stets mit einer spirituellen Tiefe, die vielen Genrekollegen fehlt. Das Teil brennt von vorne bis hinten – auch wenn nicht jeder Track für sich allein strahlt, ist das Gesamtbild durchdacht und mit viel Wut im Herzen geschnitzt worden. Hier spricht nicht nur die Faust, sondern auch der Schlangenkult.

4,5 von 6 Schädeln für dieses blutgetränkte Ritual aus den Tiefen Brasiliens. Kaufempfehlung für alle, die ihren Death Metal mit Bedeutung und Biss mögen – und sich nicht davor scheuen, mit dem Messer-Jack in dunklere Gewässer abzutauchen.
Glory to the serpent. Und runter mit dem Licht!

Tracklisting:
01 Jesus Complex
02 Revenge
03 Generational Curse
04 Death Tour
05 Serpent’s Spits
06 Atheris
07 Apophis
08 Midia Bible
09 Manipulations Guilt
10 Heaven Jails
11 Narcissistic Victim Syndrome
12 Human Factory
13 Ecdysis