Donnerstag – Hitze, Staub und ein erstes Donnern am Horizont
Heist Plazastage & Tentstage
Der Auftakt am Donnerstag fühlte sich an wie ein Gitarrenriff unter Vollgas, als Scythe Beast aus Twistringen die Plaza mit scharfkantigem Thrash-Death-Metal in Brand setzte. Noch während der erste Moshpit tobte, legten Conjurer aus Großbritannien ihre zähflüssigen Sludge- und Post-Metal-Grooves über das Festivalgelände – hypnotisch und schwer wie Hammerschläge. Mit eingängigen Melodien und druckvollen Breakdowns bewies Annisokay aus Halle einmal mehr, warum sie international für ihren melodischen Metalcore gefeiert werden. Dope rissen mit ihrem rotzigen Industrial-Metal die Crowd mit, verstärkt durch den Gitarristen von Static-X, der jeden Akkord in eine Groove-Kanone verwandelte. Kurzfristig eingesprungen, schalteten Adept aus Schweden mit emotionalem Gesang und brachialen Riffs vom Warmup auf Vollgas um. Danach lud Finntroll zur Folklore-Feierei ein, ihr tanzbarer Folk-Black-Metal klang in der Glut wie ein nordischer Trinkhallen-Reigen. Parallel erzeugte Below Zero im Zelt einen drückenden Club-Charakter, dicht und verschwitzter als jede Sauna. Kublai Khan TX prügelten anschließend Groove-Metal mit Hardcore-Attitüde in den Pit, während Obituary wie eine rollende Dampfwalze stoischen Death-Metal-Dampf ausstießen. Wind Rose setzten auf bombastischen Zwergen-Folk, hoben Schaufeln im Takt und bewiesen, dass epische Hymnen auch zwischen Zelt und Karussell funktionieren. Als die Nacht hereingebrochen war, brannten Fear Factory mit futuristischen Maschinen-Rhythmen und präziser Industrial-Ästhetik das letzte Restlicht aus den Knochen.
Impericon Mainstage
Am Abend stieg die Spannung, als The Butcher Sisters mit knallhartem Crossover-Punk die ersten Pits entfachten und ihre bissig-satirischen Vocals in die Menge schleuderten. Bleed From Within folgten mit chirurgisch scharfem Groove-Metal, der dank komplexer Riffstrukturen bei jedem Schlag ein Beben auslöste. Dann verwandelten Static-X das Gelände in eine „Evil Disco“: maskierte Musiker, Cyber-Lichtsalven und Maschinenrhythmen hielten das Vermächtnis von Wayne Static lebendig. Den glühenden Schlusspunkt setzte Trivium, die mit stadiontauglichen Hooks, Thrash-Passagen und hymnischen Refrains die Hitze in pure Nachtenergie verwandelten und die Impericon Mainstage erbeben ließen.
Freitag – Groove, Legenden und zwei Stahlkolosse als Nachtanker
Heist Plazastage & Tentstage
Mambo Kurt eröffnete den Tag mit der Heimorgel-Jukebox-Show schlechthin, holte spontanen Go-Go-Tanz auf die Plaza und bewies, dass Humor und Metal sich nicht ausschließen. Celestial Sanctuary gruben daraufhin tief im Death-Sludge und brachten eine dunkle Wucht, die jedem Besucher die Luft zum Atmen raubte. Our Promise gossen melodischen Metalcore mit Herzblut in den Nachmittag, während Downset mit klassischem Crossover-Rap-Metal New-York-Attitüde in die brütende Sonne wehte. Rivers Of Nihil präsentierten progressive Tech-Death-Kunstwerke, die zwischen Sturm und Stille pendelten, bevor Prong mit kantigen Groove-Riffs den Pit aufmischten. The Exploited zerschmetterten jeden Bierbecher mit rohem UK-Punk, und Coldrain sorgten mit melodischer Aggression für atemberaubende Hooks. Drowning Pool zogen ihren Nu-Metal-Haken und entfachten ein Massencrowdsurfing-Feuer, ehe The Browning mit Industrial-Core-Beats die Plaza zum Beben brachten. Im Zelt verwandelte Ducs den Raum in einen intensiven Club-Kessel, und ein ganztägiger Screaming Workshop sorgte für brüllendes Lernvergnügen.
Impericon Mainstage
Breakdown Of Sanity eröffneten auf höchstem Niveau und platzierten ihre melodischen Metalcore-Konstrukte präzise im Pit. Hanabie. mischten Harajuku-Punk–Ästhetik mit wuchtigen Core-Breakdowns zu einem knallbunten Erlebnis. Mit hymnischem Melodic Death à la Göteborg ließ The Halo Effect das Publikum aufjubeln, ehe Ministry Al-Jourgensens düstere Industrial-Kanonen zündeten. Landmvrks katapultierten die Stimmung mit Core-Groove und stadiontauglichen Refrains nach oben, während Gojira als Naturgewalt mit Tremor-Rhythmen und atmosphärischer Dichte die Jun – sorry – Impericon Mainstage zum Beben brachten. Machine Head setzten schließlich mit unbändiger Groove-Wucht, Flammenwerfern und einem abschließenden Feuerwerk das gewaltige i-Tüpfelchen auf eine legendäre Nacht.
Samstag – Frühschoppen, Wucht und ein Raketenstart ins Finale
Heist Plazastage & Tentstage
Der letzte Tag startete mit Schellen, Dosen und Polka-Punk, als Frog Bog Dosenband den Frühschoppen zum anarchischen Spaß machte. Avralize folgten mit frischem Metalcore-Glanz und futuristischen Klängen, ehe Shoreline eine salzige Emo-Punk-Brise in die Hitze wehten. Mit Wiener Schmäh und Pogo-Power brachten Turbobier das Publikum zum Schunkeln und Springen. Crypta entluden brasilianischen Death-Metal-Zorn, während Crystal Lake High-Tech-Core mit Präzision ins Feld führten. August Burns Red verknüpften technische Riffs mit mitreißenden Hooks, und Kataklysm rollten mit Groove-Death-Donner über die Plaza. Hinter den Kulissen gewährte ein Kaffeekränzchen mit der Orga charmante Einblicke, bevor High Desert Queen den Zeltabend in doomige Stoner-Fuzz-Gewitter tauchten.
Impericon Mainstage
Abandoned In Destiny eröffneten die Hauptbühne mit frischem Alternative-Metal-Flair, während Watch Out Stampede norddeutsche Härte und Ohrwürmer lieferten. Blood Command brachten ihren markanten Deathpop zwischen Punk und Pop-Gift in die Arena, und Rise Of The Northstar entfachten mit Manga-inspiriertem Hardcore-Thrash das ultimative Moshpit-Inferno. Fit For A King suchten Stadionreife im modernen Core, ehe Donots mit Mitsing-Punk-Garantie die letzten Energiereserven mobilisierten. Anschließend entfalteten Mastodon ihren psychedelischen Riff-Kosmos und zogen das Publikum in epische Klangwelten. While She Sleeps sorgten mit choralen Hooks und kollektiven Sprungmomenten für Gemeinschaftsekstase, bevor I Prevail das Festival-Finale mit bombastischen Refrains, Lichtbildern und dicken Emotionen in ein glühendes Feuerwerk verwandelten.
Reload Festival – Entstehung und Entwicklung
Seinen Ursprung nahm das Reload Festival im Jahr 2003 als kleine Indoor-Veranstaltung in Twistringen, bevor es 2006 erstmals unter freiem Himmel auf das Gelände der „Alten Ziegelei“ wanderte und auf drei Tage erweitert wurde. 2011 folgte der Umzug nach Sulingen, wo ein ehrenamtliches Team das Festival seither mit Herzblut organisiert. Höhen und Tiefen prägten den Weg – von der legendären Cornflakes-Lieferung für Billy Idol in den Anfangsjahren bis zum Ausfall 2014 und den Besucherrekorden in den Folgejahren. Trotz stetig wachsender Popularität und ausverkaufter Ausgaben bewahren sich die Macher das Prinzip der familiären Wohlfühloase: ein bewusst limitiertes Wachstum, ehrenamtliches Engagement und enge Bindung an die Region machen das Reload zu einem der sympathischsten Metal-Events in Norddeutschland.
Organisation & Ausblick
Trotz einiger leichter Verzögerungen im Zeitplan, die durch zusätzliche Soundchecks oder logistische Feinabstimmungen entstanden, behielt die Orga dank klarer Kommunikation und spontanem Eingreifen stets die Übersicht. Einzige Ausnahme war Kataklysm, die aufgrund organisatorischer Pannen etwa 20 Minuten später begannen; im Anschluss sorgte das Team jedoch sofort wieder für einen reibungslosen Ablauf. Mit klaren Wegweisern, einer liebevoll gestalteten Camping-Area und verlässlichen Zeitplänen ermöglichte die Crew allen Bands und Besucherinnen und Besuchern, sich voll und ganz auf die Musik zu konzentrieren. Das vielfältige Angebot an Foodtrucks und Getränkestationen ließ keine kulinarischen Wünsche offen, während Security und Sanitäter jederzeit für Sicherheit und Wohlbefinden sorgten. Wir als Redaktion sind beeindruckt von diesem eingespielten Zusammenspiel aller Beteiligten und freuen uns bereits jetzt darauf, das Reload Festival in den kommenden Jahren weiterhin eng zu begleiten und euch wieder mit den intensivsten Live-Eindrücken zu versorgen.