Moin moin!
Am Wochenende war Messer Jack mal wieder auf einem ganz besonderem Landgang. Vom 28.April bis 29.April wurde der Weissenhäuser Strand schwarz, schwärzer bis hin zu tiefschwarz. Das 2009 gegründete und seit 2018 jährlich statt findende Festival im Norden der Republik lockte mit Bands wie Blutengel, Soulbound, Jeremiah Kane, Corlyx, Front 242, [x]-Rx und vielen weiteren zum ersten größeren Festival der schwarzen Szene in diesem Jahr an. Neben den Bands, welche sich auf drei Stages verteilt die Ehre gaben, gab es das übliche Ramenprogramm: Einen Mittelaltermarkt, Fashion-Shows sowie diverse Lesungen und Aftershowparties bekannter Dj’s der Szeneüblichen Clubs aus der Region.
Zum Tag eins gab es auch gleich parallel zur Auftaktveranstaltung Centhron um die Ohren. Pünktlich um 17:00Uhr flogen also die Fetzen und harte Beats um die Ohren der noch müden Massen. Wer also noch vom Vortag verballert war, wurde auf jeden Fall geweckt. Im Anschluss gab es dann Unzucht auf der Main-Stage. Mit dem Beginn um 17:15Uhr klang der Bass von Centhron noch in den Ohren, während Unzucht das passende Kontrastprogramm abfeuerten. Für den nächsten Act standen Tyske Ludder und Suzie Sabotage zur Auswahl, eine Wahl die man treffen konnte während man auf dem Laufsteg den ersten Fashion Walk vom Designer Blaubluth bewundern konnte. Entschieden habe ich mich an der Stelle für erstere. Und ähnlich wie Centhron kamen die Elektrischen Töne gut an, nicht nur beim Publikum, das nun endlich aus dem Halbkomatösen Vortagskater erwacht war und ordentlich Party machten.
Ab 19:15Uhr gab es dann ein weiteres Hilight: Ost+Front auf der Main-Stage, die ihr altbekanntes Programm mit viel Blut und Showeinlagen ablegten.
Nach dem zweiten Fashion Walk ging es dann mit Corlyx weiter, einer Rockband die mit ihrem Stil und der Musik an die Anfänge der Gothic-Szene erinnerten. Die Alternativband Assemblage 23, welche zeitgleich ihren Auftritt hatte, konnte ich leider nicht mehr besuchen, wollte ich doch rechtzeitig bei Blutengel auflaufen. Ganz allgemein waren auf den beiden Nebenbühnen grundsätzlich zeitgleiche Startzeiten angesetzt, kann man natürlich so machen, sollte man aber nicht unbedingt. Zumal zeitlich genug Pausen zwischen den einzelnen Bands waren, um einen weiteren Zeitversatz einzuplanen. Zum Blutengel-Auftritt fanden sich dann auch deutlich mehr Menschen im Hauptzelt ein, was mitunter auch an der sehr aufwändigen Bühnenperformance liegen konnte. Musikalisch hat man von Blutengel zwar besseres gesehen, der Auftritt war aber Grundsolide und durchaus sehenswert.
Schlag- auf Schlag ging es dann zum Ende des ersten Festival-Tages entgegen. Rabenleder gab einen dekadenten Fashion-Walk, durchaus sehenswert, und Rotersand gab sich sichtlich Mühe die Zuschauer auf Front 242 vorzubereiten, während J:Dead auf der dritten Bühne das gleiche tat.
Der Auftritt von Front 242 war dann tatsächlich ein gelungener Abschluss für den ersten am tiefschwarzen Weissenhäuser Strand. Die Bühnenshow mit sehr vielen Nebel- und Lichteffekten waren zwar, wie immer, ein Graus für jeden Fotografen, aber für das Publikum eine geile Show.
Wer nach diesem Auftritt dann noch feiern konnte und wollte, durfte sich ab 00:00Uhr zur Aftershowparty mit Dj Andtrax und Dj Martin Sprissler bewegen.
Tag zwei begrüßte die, nach musik hungernde, Meute, dann mit Sonnenschein und bestem Wetter, an der Küste doch sehr selten, und überhaupt nicht passend zur Veranstaltung. Denn düster ging es los, mit Beyond Obsession, Tvinna welche sich mit Heimataerde und Priest die Klinge in die Hand gaben. Was man übrigens bei Heimataerde schon fast wörtlich nehmen darf. Zwischen beiden “Blöcken” gab es dann eine weitere Fashion-Show sowie Zeitgleich Lesungen von Thomas Kundt gefolgt von Christian von Aster. Musikalisch ging es nach kurzer Pause dann mit [X]-RX oder Mental Exile weiter. Zwei bekannte Bands in ihren eigenen Szenen. Entschieden hatte ich mich in dem Fall für erstere, zumal ich die beiden Jungs und deren Musik schon immer mal live sehen wollte. Die Performance gab mir dann auch Recht und waren ein krasser Kontrast zu Zeraphine, welche mit ihrer Show einige Menschen vom zweiten Fashion Walk fern hielten, welcher Zeitgleich eingeläutet wurde. Im Anschluss dann eins meiner persönlichen Highlights, Jeremiah Kane oder Noisuf-X zur Wahl. Die Wahl fiel auf erstere, und verdammt war das eine gute Wahl. Was das Quartett da auf der Bühne für eine Show abliefern war mal richtig geil. Die Mischung aus Cyberpunk, Metal und harten Beats stimmte einfach perfekt. Und es fiel sichtlich schwer für Mesh, die kleine Nebenbühne zu verlassen. Mesh, die den typischen Rock der schwarzen Szene spielen, schlicht und ruhig, gaben ihr bestes das Publikum zu begeistern. Future Lied to Us, welche spontan für die Selektion einsprangen, welche aus gesundheitlichen Gründen nicht auftreten konnten, waren das übliche Kontrastprogramm zu Diorama, welche zeitlgleich spielten. Wobei Kontrastprogramm nicht ganz stimmen mochte, denn unterm Strich war es ein solider Synth-pop getragen von ansprechendem Gesang. Das Finale von Tag zwei war für mich persönlich dann Soulbound, harter und absolut geiler Industrial-Metal, dagegen konnten die Krupps oder der Headliner Nitzer Ebb dann tatsächlich nicht ankommen. Die Show, welche von Johnny, dem Sänger, getragen wurde, war für kleine Bühne schon fast zu gut. Gereicht für die größere der beiden Nebenbühnen hätte es auf jeden Fall. Und so hatte es fast schon etwas familiäres, zum Abschluss Soulbound hautnah am Publikum zu sehen. Gänsehaut beim Publikum vorprogrammiert.
Alles in Allem war das diesjährige Plage Noir ein gutes Festival, hatte etwas familiäres an sich, und fühlte sich auch weitaus weniger aufgeplustert an, als einige ähnliche Festivals. Man merkt die gute Organisation durch FKP-Scorpio an jeder Ecke. Und die einzigen Wehmutstropfen waren das zeitgleiche Planen der Bands und ein paar wenige technische Fehler, welche aber innerhalb von erstaunlich kurzer Zeit umgehend behoben wurden.